Von da Vinci über Visconti bis Versace: Für Kreative, Kunstsinnige und Kosmopoliten war Italiens zweitgrößte Stadt schon immer die erste Wahl. Kein Wunder also, dass Mailand auch heute noch den Ton angibt, wenn es um die neuesten Trends, das beste Design und die hohe Kunst des Dolce Vita geht.
Es gibt Menschen, die „gehen mit der Mode“ – die Mailänder sind da anders. Denn die Bewohner der 1,3-Millionen-Metropole „gehen nicht mit“, sondern sie „eilen voraus“. Vor allem aber „machen“ sie – Mode eben, aber auch Möbel, Medien und so viele Milliarden Euro, dass ihre Heimatstadt längst als Italiens eigentliches Zentrum gilt. Auch wenn Rom größer, Florenz glanzvoller und Venedig romantischer sein mögen – das Herz des Landes schlägt hier, in der Big-Business-Metropole zwischen Alpen und Mittelmeer. „Das Grau Mailands ist eine schimmernde Farbe – so wie das Seidenfutter in einem Anzug von Ermenegildo Zegna“, hat der Modejournalist Tim Blanks einmal über die Stadt der Fashion Weeks und Flagshipstores gesagt. Ganz recht hat er mit seinem Statement inzwischen nicht mehr, denn spätestens seit der Weltausstellung 2015 hat sich zum eleganten Grau jede Menge frisches Grün gesellt. Spektakulärstes Beispiel – und für Architekturfans ein absolutes Must: die knapp 100 m hohen Wohntürme des „Bosco Verticale“ an der Porta Nuova. Rund 900 Bäume, 5.000 Sträucher und 11.000 Kletterpflanzen wachsen auf den Terrassen und Balkonen der beiden Öko-Hochhäuser gen Himmel und lassen so das Bild vom vertikalen Wald mitten in der Stadt entstehen. Nicht weit von hier befindet sich auch das historische Viertel Corso Como, das nicht nur bei Nachtschwärmern äußerst beliebt ist. Auch tagsüber pulsiert hier das Leben – z. B. im „10 Corso Como“ (10corsocomo.com), einem Conceptstore von Weltruf, der sich als eklektischer Mix aus Kunstgalerie, High-Class-Fashion-Boutique, Kaffeehaus, Restaurant und Trendwerkstatt präsentiert. „Mailand hat ein neues Profil bekommen und sein altmodisches Herz behalten. Für mich ist es die beste Stadt der Welt“, befindet auch Giorgio Armani über seine Heimatstadt, der er zur Expo – und zum 40. Jubiläum seines Mode-Imperiums – mal eben ein neues Museum in einem alten Getreidesilo geschenkt hat (armanisilos.com). „Ma chiaro“, aber klar doch, dass Konkurrentin Miuccia Prada da nicht zurückstehen wollte und nur eine Woche später in einer ehemaligen Schnapsbrennerei ihre Fondazione Prada für zeitgenössiche Kunst eröffnete (fondazioneprada.org) …
Scheint so, als erlebe Mailand seit ein paar Jahren eine Renaissance, die es noch ein wenig lebens- und liebenswerter macht: Wo man auch hinschaut, überall verwandeln sich leer stehende Geschäftslokale über Nacht in angesagte Pop-up-Stores; im einst so unbeachteten Isola-District sprießen die Coffee-Shops und Galerien wie Pilze aus dem Boden und rund um das Goldene Dreieck und die Via Napoleone, eine der exklusivsten Einkaufsgegenden der Welt, überbieten sich die Luxuslabels in ihren immer größer und immer schöner werdenden Lifestyle-Tempeln … Und wenn am Abend gerade mal kein Opening oder keine Couture-Cocktailparty ansteht, dann trifft man sich nach Büroschluss eben zum Campari, Spritz oder Negroni in einer der legendären Aperitivo-Bars. Begründer des „Aperitivo milanese“ ist das „Camparino“ (camparino.it). Seit 1915 strömt in der eleganten Jugendstil-Bar mit den kunstvollen Holzvertäfelungen und schimmernden Blumenmosaiken der weltberühmte Bitterlikör in Strömen. Und auch sonst hat sich hier nicht viel geändert: Noch immer servieren einem die livrierten Kellner in ihren weißen Smokingjacken und schwarzen Fliegen den Campari-Soda oder -Orange mit einem strahlenden Lächeln sowie einem Schälchen Nüsse und glänzenden Cerignola-Oliven. Und noch immer heißt es dann beim Zuprosten „Cin cin!“ und „Alla Salute!“. Schön, dass sich manche Sachen auch in der Stadt der schnelllebigen Modetrends nicht ändern …
Bis ins Park Hyatt Milano sind es vom Camparino übrigens nur wenige Meter. Sie führen entweder durch die legendäre Galleria Vittorio Emanuelle II, eine der ältesten, luxuriösesten und schönsten Einkaufspassagen Europas, oder über den nicht minder berühmten Piazza del Duomo, den Hauptplatz der Stadt, mit seiner einzigartigen Kathedrale, die als größter Marmorbau und drittgrößte Kirche der Welt gilt. Superlative, mit denen das Park Hyatt Milano nicht aufwarten kann. Muss es auch gar nicht, denn schließlich hat das in einem herrschaftlichen Palazzo untergebrachte Luxushotel in allerbester Innenstadtlage sonst so einiges zu bieten: 106 elegante und äußerst geschmackvolle Zimmer (davon 25 Suiten) zum Beispiel, die allesamt mit kunstvollem Muranoglas, feinsten italienischen Stoffen und heimischen Naturmaterialien wie Marmor oder Travertin ausgestattet sind.
Zu den „Highlights“ des vielfach ausgezeichneten Hauses – und das im wahrsten Sinne des Wortes – gehört ganz sicher die Duomo Suite mit ihrem goldgefliesten Open-Air-Jacuzzi und dem spektakulären Traumblick von der privaten Dachterrasse auf den Dom. Mindestens ebenso sehenswert: die Cupola-Lobby-Lounge mit einer mächtigen gläsernen Kuppel, die an die Architektur der benachbarten Galleria erinnert und als beliebter Treffpunkt gilt. Haute Cuisine mit heimischer Note zaubert der mit einem Guide-Michelin-Stern ausgezeichnete
Küchenchef Andrea Aprea auf die Tische des VUN. Der Name des Hotel-Restaurants steht im Mailänder Dialekt für das Wort „Eins“ – eine gute Wahl, denn schließlich gilt das VUN tatsächlich als die absolute „Numero Uno“ der Stadt.
Text : JÖRG BERTRAM